1846-1930, Professor für Orientalistik in Göttingen; Ehemann von Lou Andreas-Salomé.
Er wurde am 14.3.1846 in Batavia, Niederländisch-Indien (heute Jakarta, Indonesien) geboren. Seine Mutter war die Tochter eines norddeutschen Arztes, der auf Java eine Malaiin geheiratet hatte; sein Vater war ein armenischer Fürst, der einem alten Brauch entsprechend nach einer verlorenen Geschlechterfehde den Familiennamen Bagratuni abgelegt und stattdessen den Vornamen Andreas angenommen hatte. Als Friedrich Carl sechs Jahre alt war, zog die Familie nach Hamburg, wo der Junge eine Privatschule besuchte. Mit vierzehn Jahren kam er auf ein Gymnasium in Genf und entdeckte seine große Sprachbegabung. Dieser Neigung gab er nach und studierte in Halle, Erlangen, Göttingen und Leipzig Orientalistik, speziell Iranistik, und außerdem klassische Philologie und Philosophie. 1868 erhielt er in Erlangen für seine »Beiträge zu einer genaueren Kenntnis des mittelpersischen (Pahlavi-)Schrift- und Lautsystems« den Doktortitel. Anschließend ging er zu weiteren Studien nach Kopenhagen; er lernte dort unter anderem Georg Brandes kennen, der ihn mit den nordischen Sprachen und der skandinavischen Literatur vertraut machte. 1870 wurde Andreas zum Militär einberufen und nahm 1871 an der Schlacht bei Le Mans teil. Nach dem Krieg ging er nach Kiel, wiederum zu Studienzwecken. 1874 bekam er vom Preußischen Kulturministerium die Genehmigung, als epigraphischer Begleiter an einer astronomischen Expedition nach Persien teilzunehmen, wo er nach großen Schwierigkeiten – Beschaffung von Geldmitteln und Erkrankung an Cholera – erst Anfang 1876 eintraf. Andreas blieb fast sieben Jahre in Persien, obwohl die Expedition schon 1876 abgebrochen worden war und kein Geld mehr zur Verfügung stand. Um seine Studien an Ort und Stelle fortsetzen und seinen Einblick in die persische Kultur und das orientalische Leben vertiefen zu können, schlug er sich mit Sprachunterricht und diversen anderen Tätigkeiten durch (so war er zwischenzeitlich auch Generalpostmeister). Sein großes Wissen und seine eindrucksvolle Persönlichkeit verschafften ihm auch Zugang zum persischen Königshof; er wurde zu einem Vertrauten des Prinzen Ihtisam-el-Daule. Als Reisebegleiter des Prinzen traf Andreas im Januar 1882 wieder in Berlin ein. Er hatte seine Gesundheit in Persien ruiniert und brach jetzt völlig zusammen. Durch das Arbeiten im grellen Sonnenlicht hatte er sich ein Augenleiden zugezogen und so konnte er erst Ende des Jahres seine wissenschaftlichen Forschungen wieder aufnehmen. Inzwischen war er vollkommen mittellos; er, der angesehene Gelehrte, mußte seinen Lebensunterhalt erneut mit Sprachstunden mühsam finanzieren. Erst 1887 fand er eine seinen umfassenden Kenntnissen adäquate Stellung und wurde zum Professor für Persisch, bald auch für Türkisch, an das neugegründete Seminar für Orientalische Sprachen in Berlin berufen. Jedoch bereits zwei Jahre später mußte er, zum Opfer von Intrigen geworden, diese Tätigkeit wieder aufgeben. Basis für die Intrigen – und auch für spätere Verleumdungen neidischer Kollegen – war Andreas Scheu, seine wissenschaftlichen Erkenntnisse schriftlich zu fixieren. Dies lag zum einen daran, daß er kein Ende finden konnte und allen neuen Aspekten, die sich aus bereits gelösten Problemen ergaben, nachspürte. Zum anderen konnte er oft die Beweisführung in der gewünschten Form nicht liefern, da für ihn aufgrund seiner großen intuitiven Begabung viele Zusammenhänge ohne weiteres evident waren – ohne daß dies stringent wissenschaftlich zu dokumentieren war. Diese unverknöcherte Vorgehensweise, seine »heitere Ehrgeizlosigkeit« und die »mangelnde Ruhmgier nach außen« bewahrten ihm andererseits eine große innere Freiheit und vermittelten den Eindruck »königlichster Souveränität« (LRB S.190). So haben eigentlich nur seine direkten Schüler, die er mit großer persönlicher Zuwendung betreute, von seinem immensen Wissen profitiert.